Elmer Bernard Schoenbachler

«So viele Schoenbachlers wie hier in Louisville gibt es in ganz Amerika nirgends», sagt Elmer voller Stolz. Der 86-jährige Arzt hat seine Wurzeln in der Region Einsiedeln.

Elmer Schoenbachlers Grossvater Alphonse Gottfried ­wanderte zu Beginn der 1880er Jahre zusammen mit dem zwei Jahre ­jüngeren Bruder Martin vom kleinen Bergbauernhof in Egg-Oberegg nach Amerika aus. «Sie träumten von einer besseren Existenz.» Wir besuchen Elmer und seine Frau Kathryn Greene Schoenbachler, mit der er seit 58 Jahren verheiratet ist, im schmucken Haus in Hikes Point, Louisville.

Elmer beginnt sofort von seiner Schweizer Reise zu schwärmen, die er 1996 mit seinen Schwestern unternahm. «Dort oben in Oberegg ist’s ja noch viel ländlicher als in Einsiedeln. Als ich vor dem Haus meines Grossvaters stand, fühlte ich mich wie zuhause. Die lebhaften «Brown Swiss» begrüssten uns mit ihrem Glockengeläute. Und als ich über die Hügel und in die Berge schaute, fragte ich mich, warum Grossvater wohl diesen wunderschönen Ort verlassen hatte.» Als einfacher Bauernsohn in einer grossen Familie aufgewachsen, blieb Alphonse auch in seiner neuen Heimat der Landwirtschaft treu. «Ich weiss, dass Grossvater in den 1880er Jahren in St. Matthews eine Farm pachtete und schon bald den Leuten die Milch von seinem Hof verkaufte.»

Hof Oberegg: Elmer besucht 1996 den Bauernhof, wo Alphonse Gottfried und Martin Joseph Schönbächler aufgewachsen waren.

«Schoenbachler trifft Schoenbachler» - der junge Einwanderer traf in Louisville die vier Jahre jüngere Josephine ­Schoenbachler und verliebte sich in sie. «Man schaute damals extra in den Pfarrbüchern nach, um sicherzugehen, dass da keine verwandtschaftlichen Bande bestanden, die dem Glück hätten im Wege stehen können. Josephines Vater hiess Maurus Schoenbachler, und wir wissen nur, dass Grossmutter im Januar 1865, vermutlich auch in Einsiedeln, geboren wurde; über ihre Familie wurde nie gesprochen.» Alphonse und Josephine heirateten 1884 und zogen zehn Kinder auf. Und wie alle Kinder der Familie konnte auch Elmers Vater, Ben Alphonse, nur gerade fünf Jahre lang die Schule ­besuchen. Seine Hilfe war daheim auf dem Bauernhof gefragt. Mit 25 Jahren heiratete Ben die deutschstämmige Julia Amelia Kitzero. «Mein Vater war natürlich auch Bauer, dazu noch Milchmann, wie viele der Einsiedler Einwanderer. Eine Zeitlang hatten meine Eltern zudem ein Lebensmittelgeschäft. Ich bin 1931 geboren, während der Grossen Depression in Amerika. Es war eine harte Zeit.»

Oberegg heute.

Dann zerstörte eine Feuersbrunst den Laden. Alle zusammen arbeiteten nun hart auf der gepachteten Farm. An der Illinois Avenue, dort, wo heute der Louisville Zoo liegt, war die Schoenbachler Home Dairy. «Wir kamen mit unseren dreissig Kühen durch. Lange Jahre produzierten wir Rohmilch, bis wir dann auch auf die ­Pasteurisation umstellen mussten. Ich erinnere mich gut: Bevor ich ­jeweils zur Schule ging, musste ich um sechs Uhr morgens noch Kühe melken. Ich hatte immer Löcher in den Schuhen, weil meinen Eltern das Geld für neue fehlte. Aber wir hatten glücklicherweise auch immer einen eigenen Garten mit Gemüse und Früchten.

Josephine und Alphonse Gottfried Schoenbachler (hinten links) mit Ben Alphonse, der neben seiner Frau Julia Amelia Kitzero sitzt.

Schon als Kinder gingen wir mit unseren Eltern an den Wochenenden in die berühmte Swiss Hall. Die Kaelin-Band war sehr ­bekannt. Man wollte mir dort den Schottisch beibringen - irgendwie habe ich das jedoch nie richtig geschafft! Vater sprach noch Schweizerdeutsch, aber alles Deutsche war in den Dreissigerjahren sehr verpönt. Deshalb hat er wohl darauf verzichtet, uns Kindern Schweizerdeutsch beizubringen.» Elmer Schoenbachler entpuppte sich als guter Schüler, besuchte später die High School (Gymnasium).

«Aber mit sechzehn Jahren musste ich der Schule den Rücken kehren und nach Hause zurück. Das war einfach so. Ich wurde nicht gefragt und hatte keine Wahl. Und so blieb ich bis zu meinem 20. Lebensjahr als Arbeitskraft daheim auf dem Hof. 1951 wurde ich in die Luftwaffe eingezogen - beim Luftrettungs- und Überlebenspersonal lebte ich in den Bergen, trainierte in der Sierra Nevada und ­später in der Wüste Südkaliforniens. Ich war topfit, hatte aber keinen Abschluss, als ich mit 24 Jahren heimkam.» Dank seines guten Leumunds und der finanziellen Unterstützung durch die Armee schaffte es Elmer, sich ohne High-School-Abschluss an der University of Kentucky zu immatrikulieren.

Zuerst startete er mit dem Veterinär-Studium und liess sich später an der Medical School bis 1962 zum Mediziner ausbilden. «Während ­meiner Studienzeit lernte ich meine künftige Frau Kathryn Greene ­kennen. Sie half mir durch all die Jahre - ich bin ihr sehr dankbar dafür. Wir haben fünf Kinder aufgezogen, und ab 1963 hatte ich meine eigene Praxis. Viele ‹Switzer›, so nenne ich die Schweizer Nachkommen, kamen in meine Praxis. Die meisten Switzers sind katholisch, wie ich auch. Für meinen Grossvater und meinen Vater war die Kirche immer sehr wichtig. Ich gehe ebenfalls jeden Sonntag in die Messe. So sind wir aufgewachsen und erzogen worden.»

Home Dairy von Ben Schoenbachler.

Elmer Bernard Schoenbachler (*1931)

Urgrosseltern

  • Josef Martin Schönbächler (1827 – 1869) «Hofmartis», Oberegg am Etzel
  • Catharina Barbara Schönbächler-Oechslin (1827 – 1890) Bennau, Oberegg

Grosseltern

  • Alphonse Gottfried Schoenbaechler (1861 – 1927) Oberegg und Louisville
  • Josephine Schoenbaechler-Schoenbachler (1865 – 1934) Einsiedeln und Louisville – 10 Kinder; Tochter von Maurus Schoenbachler, Einsiedeln und Louisville (1827 – 1881)

Grossonkel

  • Martin Joseph Schoenbaechler (1863 – 1931) Oberegg und Louisville
  • Josephine Kaelin Schoenbaechler (1869 – 1919), Louisville;
    älteste Tochter von 12 Kindern von John Martin und Katharina Kaelin – starben beide 1884 in Louisville an schlechtem Wasser.

Eltern:

  • Ben Alphonse Schoenbachler (1890 – 1952) Jeffersontown
  • Julia Amelia Kitzero (1896 – 1969) Louisville – 9 Kinder
© 2024 Einsiedeln anderswo / Einsiedeln elsewhere
Website by SteckDesign